Aktuelle Infos zum Thema
Krebs in Südtirol
An welchen Krebsarten
erkranken die Südtirolerinnen und Südtiroler am häufigsten? Welche Vor- und
Nachteile bringt ein intensiviertes Früherkennungsprogramm für Brustkrebs? Und
welche Aufgabe übernimmt der neue Dienst des IRTS (Innovation, Research and Teaching
Service) innerhalb des Südtiroler Sanitätsbetriebes? Dr.in Eva Regina
Haspinger, Primar Dr. Michael Mian und Dr. Guido Mazzoleni informierten auf
Einladung der Südtiroler Krebshilfe anlässlich des internationalen
Weltkrebstages.
Um
die Lücken in der Krebsversorgung zu schließen, ist eine vorausschauende und
gut koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten nötig. Der internationale
Weltkrebstag am 4. Februar widmet sich mit dem Motto „Close the care gap -
Versorgungslücken schließen“ genau diesem Anliegen. Auch die Südtiroler
Krebshilfe nützt alljährlich den Weltkrebstag, um über aktuelle Themen zur
Vorsorge, Therapie und Nachsorge von Krebserkrankungen zu informieren. „Ob als
Betroffene oder Angehörige: Das Thema Krebs betrifft jeden von uns. Als
Südtiroler Krebshilfe ist es uns daher wichtig, auf die verschiedene Aspekte,
neuen Erkenntnisse sowie Entwicklungen in Südtirol hinzuweisen“, erläutert Ida
Schacher, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe.
Intensives Früherkennungsprogramm bei Brustkrebs: sinnvoll
oder nicht?
Bei den Südtirolerinnen ist
Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung. Würde ein intensiveres
Früherkennungsprogramm, speziell für Frauen mit erhöhtem Risiko, hier Abhilfe
schaffen? Dr.in Eva Regina Haspinger von der Onkologie-Abteilung im Krankenhaus
Bozen schilderte die Vor- und Nachteile von umfangreicheren
Früherkennungsuntersuchungen.
Das IRTS und seine Rolle
Innovation,
Forschung und Lehre sind seit jeher Eckpfeiler der Medizin und stellen die
Grundlage für eine optimale Versorgung von Patientinnen und Patienten dar.
Durch die wegweisenden Fortschritte in der Forschung eröffnen sich immer wieder
neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Das Ziel des Dienstes für
Innovation, Forschung und Lehre (IRTS) des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist es,
dem Gesundheitspersonal neue Chancen in den Bereichen Forschung und Innovation
zu bieten sowie Interessierten den Zugang zu einer qualifizierten medizinischen
Ausbildung zu erleichtern. Professor Dr. Michael Mian, Primar des IRTS,
erläuterte die Rolle und Aufgaben des IRTS und seine Bedeutung im Bereich der
Krebsbekämpfung in Südtirol.
Lebensstil als Risikofaktor
Zuwenig Bewegung, ungesunde
Ernährung, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen: Der Lebensstil
gilt als Hauptursache für das Auftreten einer Krebserkrankung und gilt bei zwei
von drei Neuerkrankungen als Risikofaktor: „Vergleicht man Südtirol mit dem
Rest Italiens, so schneidet unsere Provinz bei den wichtigsten Risikofaktoren
sehr gut ab. Eine wichtige Ausnahme gibt es allerdings: den Alkoholkonsum“,
informiert Dr. Guido Mazzoleni, Primar im Ruhestand und nun Volontär beim
Tumorregister Südtirol und Präsident des Ärztebeirates der Südtiroler
Krebshilfe.
Früherkennungsprogramme in
Südtirol: Wie viele nehmen sie in Anspruch?
„Die
Teilnahme an den kostenlosen Screening-Programmen in Südtirol ist ein
effektiver Weg, um Krebserkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren und zu
behandeln“, informierte Dr. Guido Mazzoleni. Im Jahr 2020 wurde dabei vom
Gesundheitsministerium das Neue Garantiesystem (NSG – Nuovo Sistema di
Garanzia) eingeführt. Dieses beziffert den Anteil jener Personen, welche auf
die Einladung hin an einem der Screening-Programme teilgenommen haben, im
Vergleich zur Zielpopulation in diesem Jahr. Im Jahr 2022 wurden in Südtirol
folgende Deckungsraten erreicht: An der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
sowie Brustkrebs nahmen jeweils 52% der eingeladenen Frauen teil und am
Screening von Darmkrebs 31% der eingeladenen Personen. In der Früherkennung
besteht also durchaus noch Luft nach oben.
Häufigkeit und Arten von
Krebserkrankungen in Südtirol
Durchschnittlich
erkranken jährlich 2.968 Südtirolerinnen und Südtiroler neu an Krebs (Zeitraum
2015-2019), mit Ausnahme von Hauttumoren ohne Melanome, davon 1.642 Männern und
1.326 Frauen. Bei den Männern zählt der Prostatakrebs zu den häufigsten
Krebsarten (25% aller Fälle), gefolgt von Darmkrebs mit 11%, Blasenkrebs (10%)
und Lungenkrebs (10%) und Hautmelanomen. Frauen erkrankten hauptsächlich an
Brustkrebs (29%), gefolgt von Darmkrebs (10%) und Lungenkrebs (7%),
Hautmelanomen und Gebärmutterkrebs.
Anzahl der Neuerkrankungen
bleibt stabil
„Im
Allgemeinen bleibt die Anzahl der Neuerkrankungen bei beiden Geschlechtern
relativ stabil, die Fallzahlen steigen leicht an. Auf Grundlage der
Bevölkerungsstruktur 2023 erwarten wir wiederum schätzungsweise 1.800
Neuerkrankungen bei den Männern und 1.400 Neuerkrankungen bei den Frauen“, so Dr.
Guido Mazzoleni. Die neuesten verfügbaren Mortalitätsdaten (2018-2022) zeigen,
dass in Südtirol im Durchschnitt 1.197 Personen jährlich an einer
Krebserkrankung sterben. Der Anteil der Männer ist dabei mit 646 Personen dabei
etwas höher war als jener der Frauen (551 Personen). Die positive Nachricht:
Immer häufiger führt eine Krebserkrankung nicht zum Tod. Durchschnittlich sind
59% der Männer und 65% der Frauen fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben.
Auswirkungen der
Covid-19-Pandemie
„Während der
Pandemie konnte der Südtiroler Sanitätsbetrieb vor allem bei Brust- und
Darmkrebserkrankungen seine Tätigkeiten gut durchführen, wobei ab dem Jahr 2021
die Untersuchungen und Maßnahmen wieder verstärkt aufgenommen werden konnten.
Für eine genaue Bewertung, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Anzahl der
Krebsfälle hatte, müssen wir jedoch den Abschluss der Registrierung der
Krebserkrankungen für die Jahre 2020-21 abwarten, die derzeit durchgeführt wird
und deren Ergebnisse in den nächsten Monaten vorliegen werden“, so Dr.
Mazzoleni.
Neu: Das „Recht auf
Vergessen“ für Krebspatienten
Am
5. Dezember 2023 hat der italienische Senat einstimmig das Gesetz zum
„onkologischen Vergessen“ (Diritto all´oblio oncologico) verabschiedet. Dieses
Gesetz beseitigt Diskriminierung und Hindernisse für diejenigen, die den Krebs
besiegt haben. Es legt nämlich fest, dass Personen 10 Jahre nach Abschluss der
Behandlungen als geheilt gelten, sofern in diesem Zeitraum kein Rückfall
auftritt. Demnach sind Anfragen nach Informationen über eine frühere
onkologische Krankengeschichte, z.B. durch Versicherungen oder Banken,
untersagt. Bei Personen, die eine Krebsdiagnose vor dem 21. Lebensjahr erhalten
haben, wird diese Frist auf 5 Jahre verkürzt. Dies stellt einen bedeutenden
Fortschritt dar, um wirtschaftliche Hürden zu beseitigen, die geheilte
Krebspatienten beeinträchtigen könnten. Darüber hinaus schützt das Gesetz die
Rechte geheilter Personen in Bezug auf Adoption, Zugang zur Arbeitswelt und
berufliche Bildung sowie die Teilnahme an öffentlichen und privaten
Wettbewerben.